Weihnachten 2002
 

Adeste fideles?
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Lasst uns den wenigen mutigen nach "Bethlehem" folgen!

Pressestimmen zur Kusterdinger und Gomaringer Weihnachtsabschiebung


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Schwäbisches Tagblatt vom 21. Januar 2003:

Bild: Rippmann

Schüler der Gomaringer Schloss-Schule setzen sich für ihre Mitschülerin Elvira Avdijaj und deren Familie ein. Die von Abschiebung bedrohte Familie kann zumindest den Winter über in Deutschland bleiben.

Avdijajs dürfen vorerst bleiben

Petitionsausschuss prüft / Regierungspräsidium Tübingen setzt auf freiwillige Ausreise

Von Sabine Lohr

GOMARINGEN. Die von Abschiebung bedrohte Gomaringer Familie Avdijaj darf vorerst in Gomaringen bleiben. Laut Grit Puchan, Sprecherin des Regierungspräsidiums, hat der Petitionsausschuss darum gebeten, nichts zu unternehmen, bis er entscheiden habe. Bis zum Frühling, so Puchan, werde eine solche Entscheidung aber dauern.

Die vielen Briefe an Abgeordnete aller Fraktionen und an diverse Minister, die Anträge an den Petitionsausschuss und die öffentlich ausgedrückte Empörung der Unterstützer der Gomaringer Familie Avdijaj haben offenbar genützt: Der Petitionsausschuss des Landtags beschäftigt sich nun mit dem Fall der fünfköpfigen Familie und will genau prüfen, ob sie ein Daueraufenthaltsrecht bekommen kann oder nicht.

Allerdings räumt Grit Puchan der Familie wenig Chancen ein, für immer in Deutschland bleiben zu können: "Der Ausschuss hat noch nie von einer freiwilligen Ausreise abgesehen." Man wolle nun, so Puchan, zu einer einvernehmlichen Lösung kommen - sprich, die Familie dazu bewegen, Deutschland freiwillig zu verlassen. Eine Frist jedoch werde ihr, zunächst wenigstens, nicht gesetzt. Damit ist der Bescheid, der Samstag, 25. Januar, als Ausreise-Termin festlegt, hinfällig. Während der Wintermonate, versprach Puchan "passiert nichts".

Nicht untergetaucht

Dass die Familie nach Serbien abgeschoben werden sollte und nicht in den Kosovo, woher die Eltern Isem und Dzevahire Avdijaj stammen, begründete Puchan damit, dass die Familie vier Jahre lang in Serbien gelebt habe und von dort nach Deutschland eingereist sei. "Sie hatten dort für lange Zeit ihren Lebensmittelpunkt." In den Kosovo können die Avdijajs, die der dort diskriminierten Bevölkerungsgruppe der Ashkali angehören, wegen eines Stillhalteabkommens der Innenministerkonferenz nicht abgeschoben werden. Allerdings, so Puchan: "Auch für Minderheiten kann es kein dauerhaftes Aufenthaltsrecht geben."

Ashkali werden im Kosovo laut eines Berichts der Heidelberger Roma-Kosovo-Hilfe mit den Roma gleichgesetzt und massiv unterdrückt. Sich selber sehen die Ashkali als eigenständige Bevölkerungsgruppe, die ursprünglich aus Ägypten kam, lange aber schon im Kosovo sesshaft ist. Die Muttersprache der Ashkali ist Albanisch, und die Kinder besuchen traditionell albanische Schulen.

Am Montag brodelte in Gomaringen zunächst die Gerüchteküche, weil die Kinder Elvira, Edvin und Elvir nicht in der Schule erschienen waren. Die Familie sei untergetaucht, hieß es. Deswegen hatte sich auch Bürgermeister Manfred Schmiderer eingeschaltet. "Das wäre das Dümmste, was sie machen könnten", fand er. Schließlich würden sie dann per Haftbefehl gesucht werden. Doch dann rief Elvira in der Schule an und meldete sich krank. Die Familie war übers Wochenende zu Besuch bei Bekannten, wo Isem und Elvira Avdijaj krank wurden, weshalb die Familie nicht zurück nach Gomaringen fahren konnte.

"Elvira ist auch psychisch stark belastet", erzählt ihre Klassenlehrerin Waltraud Klett, die mit ihr telefoniert hatte. Immerhin habe das Mädchen, weil sie besser Deutsch spreche als ihre Eltern, alle Gespräche geführt. Dazu sei die Angst gekommen, die Polizei könne sie und ihre Familie nachts einfach abholen.

Gnade vor Gesetz

Aber nicht nur Elvira ist belastet, auch ihre Mitschüler beschäftigen sich seit Tagen mit dem Fall. Sie haben, wie ihre Eltern und Lehrer, Briefe verfasst und Unterschriften gesammelt. Gestern war nicht nur das Fernsehen in der Schule, um einen Film über die geplante Abschiebung der Avdijajs zu drehen, sondern die Schüler haben auch ein Transparent an die Schule gehängt, auf dem "Gnade vor Gesetz" gefordert wird und Briefe an Abgeordnete und Minister geschrieben. "Wir sind alle ganz fertig, unsere Lehrerin weiß nicht mehr, was sie machen soll, und wir wissen auch nicht mehr weiter", heißt es da. Und: "Bitte helfen Sie, dass sie hier bleibt! Uns würde es dann allen besser gehen und wir könnten uns auch wieder auf den Unterricht konzentrieren." Der war in den vergangenen Tagen nicht mit Lehrplan-Stoff gefüllt, sondern mit Themen wie Menschenrechte, Unesco oder Abschiebepraxis.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid, die sich noch gestern Vormittag an den Petitionsausschuss gewandt und dort den Fall geschildert hat, zeigte sich erleichtert, dass der Druck auf die Familie nun zunächst ein Ende hat. Die Chancen, dass der Familie ein dauerhaftes Bleiberecht zugesprochen wird, schätzt sie "fifty-fifty" ein. Der Petitionsausschuss müsse berücksichtigen, dass die Familie von Serbien in den Kosovo abgeschoben werden könne, sagte sie. Vor allem für die Kinder wäre eine Ausreise nach Serbien oder in den Kosovo eine besondere Härte. Sie suche- nun das Gespräch mit CDU-Abgeordneten, und sie habe auch schon Sozialminister Friedhelm Repnik gebeten, Einfluss auf den Ausschuss zu nehmen. "Ich habe schon Hoffnungen, dass der Ausschuss für die Familie entscheidet", sagte sie. Allerdings handle es sich im Moment lediglich um einen Aufschub.

Bleiberecht nicht dauerhaft

Im Regierungspräsidium scheint man sich dagegen sicher zu sein, dass die Familie kein dauerhaftes Bleiberecht bekommen wird. "Wir versuchen, mit Avdijajs Gespräche zu führen", sagt Grit Puchan. Immerhin gebe es auch eine, wenn auch geringe, finanzielle Unterstützung, wenn die Familie freiwillig die Bundesrepublik verlasse. Und sie könne sich ja nun auch auf ein Leben in Belgrad vorbereiten. "Vielleicht finden sie dort ja auch einen guten Neuanfang."

Gestern Abend trafen sich Freunde und Unterstützer der Familie im Gomaringer Sportheim, um über das Geschehene und die aktuelle Lage zu informieren. Ein Bericht über diese Veranstaltung folgt.

Weitere Texte zur Kusterdinger und Gomaringer Weihnachtsabschiebung im Schwäbischen Tagblatt vom 22. Januar 2003




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