Weihnachten 2002
 

Adeste fideles?
Wo bleiben wir Christen?
Lasst uns den wenigen mutigen nach "Bethlehem" folgen!

Pressestimmen zur Kusterdinger Weihnachtsabschiebung


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Schwäbisches Tagblatt vom 10. Januar 2003:

Leserbriefe

Die Auseinandersetzung über die Abschiebung der Familie Jashari aus Kusterdingen geht weiter - offenbar nicht nur in den Leserbriefspalten des TAGBLATTS.

»Entlarvende Reaktion«

Auf unsere Empörung zur menschenverachtenden Abschiebung der Familie Jashari gab es eine entlarvende Reaktion. Jeder von uns bekam einen Brief. Auf einer - kopierten, teils verklebten, teils handschriftlich ergänzten - Seite des Mitteilungsblattes "TK aktuell" der Techniker Krankenkasse (1/2003) verbreitete sich ein Robin Hood, Paradiesstraße 19, 72147 Nehren - wohl ein Anonymus - auf eine ziemlich behinderten-, arbeitslosen- und ausländerfeindliche Weise. Er scheute sich dabei nicht, die dort abgedruckten Haushalts-Beschlüsse des Mitgliederparlaments dieser Kasse - Bezug sind die gewiss lästigen finanziellen Zuführungen der TK an die AOK - zu missbrauchen.

Unser Robin Hood tut nämlich so, als wende sich die TK prinzipiell gegen die indirekte Mit-Finanzierung der Krankenkosten für, wie es im Brief heißt, "Asylanten, Körperbehinderte, Russlandheimkehrer und Arbeitsscheue" durch die AOK. Er bezieht dies ausdrücklich auch auf die Familie Jashari. Doch er unterschlägt, dass die Jasharis jahrelang Sozialbeiträge bezahlten und somit keinesfalls etwaigen Ausbeutern unseres Sozialsystems zuzurechnen wären.
Ihm sind sie mit den vielen anderen, welche sich, ihm zufolge, ihren paradiesischen Aufenthalt in Deutschland erschleichen, diejenigen, die das bundesdeutsche Sozialsystem finanziell so strangulieren, dass schon heute "unsere alten Mitbürger mit Pampers versorgt" werden und "zwei bis drei Tage im Kot" liegen müssen, "weil kein Geld für die Pfleger da" ist. Schließlich die Drohung an uns: "Wenn Sie einmal im Altenpflegeheim landen, haben Sie Zeit zum Nachdenken, wie man mit Kot in Pampers-Windeln lebt."

Unser mutiger Held hat wohl ganz übersehen: Der wahre Robin Hood machte sich nicht an die Armen heran, um den Reichen Pampers zu ersparen. Er raubte weltliche und geistliche Herren aus, um deren Überfluss mit den Armen zu teilen. Dies scheint unseres Helden Sache nicht zu sein.

Astrid und Wolfgang Bartholomäus, Kusterdingen, Hohenlehenstraße23


»Strohdumm«

Die guten aufrechten Deutschen in diesem Land scheinen durch die Bank recht feige zu sein. Nicht nur die Abschiebe-Schreibtischtäter, von denen sich bislang keiner traut, sich zur Nacht-und-Nebel-Aktion zu bekennen - auch ihre polizeilichen Schlagstock-Helfershelfer lassen nicht einmal mehr durch ihre sonst doch verbal so tapferen Polizeioberen verkünden, dass sie eigentlich die Helden der Nation sind.

Und dazu kommen auch noch die ganz besonders mutigen, ganz besonders deutschen Mitbürger, die auf Leserbriefe anonyme Briefe verschicken, ohne Absender, unterfrankiert und dazu in einem Ton, dass man sich fragt, ob die nicht nur feige, sondern dazu auch noch strohdumm bis geistig gestört sind ...
Zitat: "Super warum nehmen Sie nicht jeder der in der Zeitung großartig die Fresse aufmachen und die armen Ausländer verteidigen Warum?" Was für ein sprachlich-deutsches Niveau unsere super-guten Deutschen doch haben. Aber sie lassen dann ja auch keinen Zweifel daran, aus welchem braunen Misthaufen sie gekrochen kommen: "... schäme mich ... in so einem doofen Land mit solchen Bürgern, die keinen Nationalstolz besitzen heil ... dem Volke."

Da setzen wir gegen den deutschen Gruß doch mit Freude den schwäbischen Gruß!

Michael Diestel, Gomaringen, Rathausstraße 9


»Nicht nachlassen«

Es ist mir ein großes Anliegen, Sie zu bitten, in der Berichterstattung über das Schicksal der Familie Jashari nicht nachzulassen. Ähnlich wie in den regelmäßigen Briefen von Herrn Goller aus Palästina führen solche lebensnahen Erfahrungsberichte uns konkret die Konsequenzen von Politik vor Augen.

Was mich insbesondere interessiert: Wie äußern sich die Verantwortlichen dazu? Wie ergeht es der Familie weiterhin? Wie finden sich die Kinder, auch langfristig, in der fremden Umgebung zurecht?

Heidi Fischer, Rottenburg, Sophienstraße 3


»Als Gäste gut gelebt«

Ein Aufschrei im SCHWÄBISCHEN TAGBLATT, inszeniert von den Organisationen, die für Flüchtlinge zuständig sind. Täglich nur noch ein Thema der Leserbriefschreiber, die Abschiebung der Familie Jashari, und das schon über 14 Tage. Ja, Weihnachten, ein kleines Kind, das Fest der Liebe und so eine unmenschliche Gräueltat.

So will ich erinnern an die Millionen, die Ende des Krieges und noch danach zwangsläufig ihre Heimat verlassen mussten. Da hat keiner gefragt, ob es 20 Grad Kälte sind, kleine Kinder oder Mütter, die auf einem Wagen oder am Straßengraben ihr Kind gebären mussten, ob einer krank oder alt war und unterwegs zugrunde ging. Gerne wären die meisten dieser Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, auch wenn nur Schutt und Asche da gewesen wären.

Die Familie Jashari wollte aber nicht in ihr Heimatland zurück. Sie hätten freiwillig im Sommer gehen können, sie hätten sogar noch Geld mitbekommen für den Anfang und die Reisekosten vom Wohnort bis zum Ziel. Das war alles nichts, sie wollten um alles in der Welt das Land des Wohlstandes nicht verlassen. Zehn Jahre hat Familie Jashari in unserem Land als Gäste gut gelebt, mit oder auch ohne Arbeit.

Von Anfang an wussten sie, dass einmal die Zeit kommt, wo sie wieder in ihr Land zurückmüssen. Gewusst haben sie's schon lange, dass die Zeit abgelaufen ist, sie mussten mit einer Abschiebung rechnen. Nicht ganz kann man diese Abschiebung der Familie zuschreiben, sondern denen, die die Familie Jashari betreuten und ihnen immer die guten Ratschläge erteilten. Sie tragen Mitschuld.

In Zeiten, in denen Land und Kommunen nicht mehr wissen, wo sie das Geld hernehmen sollen, ist es nicht mehr als Recht, wenn Flüchtlinge, die nun schon zehn Jahre hier leben, endlich in ihre Heimat zurückgeschickt werden. Familie Jashari leidet ja bis jetzt keine Not, im Moment von den Spendern. Bisher mussten zum Teil die Steuerzahler herhalten, und derjenige, der sich dafür einsetzt, dass die Familie Jashari wieder nach Deutschland zurückgeholt wird, soll sie dann auch beherbergen und für alle Kosten aufkommen.

Irmgard Rupp, Breitenholz, Walterstraße 2


»Wer ist der Nutznießer?«

Sehr geehrter Herr Parr (so lautet nun mal die Briefanrede),

ich muss Sie leider enttäuschen: Das Gezeter gegen Unmenschlichkeit ist noch lange nicht vorbei! Und da Sie so schön zum "Bedenken" auffordern,. gehe ich diese Aufforderung an Sie zurück:

1. Zu den von Ihnen beschworenen "Steuerzahlern" gehörte auch die Familie Jashari. Oder müssen Nicht-Deutsche seit neuestem keine Steuern mehr zahlen? Und wer ist eigentlich der Nutznießer der von den Jasharis bezahlten Rentenbeiträge?

2. Wer muss eigentlich für die Reisekosten der Abschiebebeamten aufkommen? Warum eigentlich nicht der, der diese überflüssige Abschiebung angesetzt hat? Denn die Familie Jashari wollte mit Ablauf der ausgesprochenen Duldung zurückreisen und mit dem hier durch eigene Arbeit verdienten Geld sich ihre zerstörte und zerbombte Existenz aufbauen. Nun wird dieses Geld dazu verwendet, die übermäßigen Reisekosten der Abschiebebeamten zu finanzieren.

3. Wenn Sie meinen, drei Monate früher oder später machen doch keinen Unterschied aus: Machen Sie doch die Probe bei sich selbst, schalten Sie die Heizungsanlage Ihrer Wohnung doch heute schon aus, statt erst im Mai. Macht das wirklich keinen Unterschied aus? Die große Zahl derjenigen, die Solidarität zur Familie Jashari bekunden, sollten Ihnen eigentlich klipp und klar verdeutlichen, dass Leute mit Ihrer Haltung in diesem unserem Land nicht erwünscht sind. Ihrer Logik nach sollten Sie also schleunigst Ihre Ausreise aus diesem Land betreiben!

Und noch etwas: Nehmen Sie doch bitte auch diejenigen deutschen Helden mit, die anonyme Briefe unterster Qualität an Leute mit anderen Meinungen verschicken, wie mir und anderen geschehen. Wahrlich: Deutsche Tapferkeit! Mit voller Adresse, wieder zum Ausschneiden und Aufkleben.

Donatus Thaer, Hirschau, Kreuzlinger Weg 23

Weitere Meldungen in der Ausgabe des ST vom 10. Januar:

Schikane per Formular

Vor dem Amt musste Familie Acikgöz ihre Rechtschaffenheit nachweisen

TÜBINGEN. Vorurteile und Klischees finden sich nicht nur in Köpfen von Menschen, sondern auch auf Amtsformularen. Diese Erfahrung haben Ali und Derya Acikgöz gemacht. Der Antrag auf Aufenthaltserlaubnis beim Tübinger Landratsamt war eine Ochsentour. Diskriminierende Formulare und Verhaltensweisen beklagt Ali Acikgöz: "So etwas habe ich noch in keiner anderen Stadt erlebt."

Der Arzt Ali Acikgöz kennt viele deutschen Städte - und ihre Verwaltungen. Aufgewachsen ist er in Bremen, studiert und promoviert hat er in Hannover. Als Transplantationschirurg arbeitete er in München und im September 2001 kam er nach Tübingen. Derzeit ist der 36-Jährige Mitarbeiter an einem Forschungsprojekt in der Anatomie der Uni-Klinik. Vermutlich Mitte dieses Jahres wechselt er mit dem Anatomie-Professor Augustinus Bader an die Universität Leipzig.

Acikgöz hat schon seit vielen Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft. Seine Frau Derya (22), mit der er seit 1999 verheiratet ist und seit drei Monaten eine kleine Tochter hat, kann den deutschen Pass erst 2005 beantragen. Derweil wollte sie, nachdem ihre 1999 ausgestellte dreijährige Aufenthaltsgenehmigung ausgelaufen war, ein unbefristetes Dokument beantragen.

Eigentlich ein unproblematisches Prozedere für die Frau eines deutschen Staatsbürgers. In Erinnerung hatten die Acikgözs, als sie sich auf ihre Behördentour machten, auch die Erfahrungen in München: Für die erste Aufenthaltsgenehmigung von Derya Acikgöz genügte der Mietvertrag und eine Arbeitsbescheinigung.

Hier sollte das schwieriger werden. Vom Rathaus in ihrem Wohnort Poltringen schickte man die Acikgözs zum Ordnungsamt nach Tübingen. Dort hieß es wiederum, das Landratsamt sei zuständig. Mitzubringen seien auf jeden Fall: ein Mietvertrag, eine Lohnbescheinigung sowie Pass und Foto. Beim Landratsamt jedoch bekamen sie die Auskunft: nicht eine sondern drei Lohnbescheinigungen seien einzureichen. Auch der Mietvertrag und der Meldeschein genügten der Behörde nicht. Die Acikgözs mussten eine Wohnungsbescheinigung vom Vermieter unterschreiben und sich auf deren Rückseite im Poltringer Rathaus bestätigen lassen, dass mit der Wohnung alles seine Ordnung habe, sowie: "Es handelt sich um keine Obdachlosenunterkunft."

Zu guter Letzt hatten sie noch per Formular zu bestätigen, dass sie keine Scheinehe führten. "Das ist eine Schikane, entwürdigend und beschämend", sagt Acikgöz. So etwas habe er noch in keiner anderen Stadt gesehen oder erlebt. Er habe Freunde in Berlin und Düsseldorf gefragt - die hätten alle nur den Kopf geschüttelt. "In München hätte ich das eher erwartet. Weil ich dachte, da sind alle so konservativ. Doch ausgerechnet in einer Uni-Stadt wie Tübingen . . .?" Das Landratsamt, so wundert sich der Arzt, habe keinerlei Anlass gehabt zu argwöhnen, dass mit der Lohnbescheinigung oder dem Mietvertrag etwas nicht in Ordnung sei. "Auch meine Frau ist ganz normal hier gemeldet."

Das Landratsamt will sich nun bei der Familie Acikgöz entschuldigen. Es sei ein Fehler passiert: Man habe übersehen, dass Ali Acikgöz deutscher Staatsbürger sei, sagte der Leiter des Ordnungsamtes im Landratsamt Karl-Heinz Meier. "Wir bedauern das sehr." Vor Weihnachten sei eben alles recht hektisch gewesen.

Ali Acikgöz hält das freilich für einen Vorwand: Schließlich hätten die Beamten seinen deutschen Personalausweis kopiert. Er habe auch mehrmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass er die deutsche Staatsangehörigkeit habe. Außerdem, sagt Acikgöz, auch wenn er kein Deutscher gewesen wäre: Hätte das etwa diese Formulare gerechtfertigt?

Angelika Bachmann

Mahnwache am Anlagensee

TÜBINGEN. Die hiesigen Schwäne erhalten Beistand aus Göttingen: Das dortige "Vogelschutz-Komitee" mit Eberhard Schneider an der Spitze lädt am Samstag, 11. Januar, zu einer "Mahnwache mit Illumination" am Anlagensee ein. Von 16.30 Uhr an soll dort auf die "sich immer mehr zuspitzende Situation der gegen ihr Schicksal ankämpfenden Vögel" hingewiesen werden. Geplant ist auch ein anderthalbstündiger Lampionumzug durch die Altstadt zu den Schwänen am Neckar.

Die Fortsetzung zur Kusterdinger Weihnachtsabschiebung im Schwäbischen Tagblatt folgt am 14. Januar.




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