Predigten

 

Familiengottesdienst am 16.03.2003
in St. Michael

Einleitung (Rainer Bendel)

Mit dem Beginn der Fastenzeit sind die Aktionen der Kirchen für die benachteiligten Regionen in der Welt angelaufen.
Der Familienkreis 2 möchte mit dem Thema dieses Gottesdienstes, mit dem diesjährigen Motto der Misereor-Aktion uns mit der Frage konfrontieren "Wem gehört die Welt?"

Wem gehört die Welt? Fragen die Benachteiligten auch in unserer Gesellschaft; ihnen gitl das Augenmerk des heutigen Opfers für die Caritas.

Wem gehört die Welt? Dem reichen Norden, der "westlichen Zivilisation"? Berauben wir mit unseren Lebensgewohnheiten nicht Millionen Menschen ihrer Kleider?

Wem gehört die Welt in der Auseinandersetzung der Kulturen - den USA, den Arabern, dem "Alten Europa"?

Der Weg zum Frieden - alle ringen wir darum, und doch sehen wir gerade in diesen Tagen, wie unklar, verwirrt er oft ist, wir stochern im Nebel der Niederung.

Wir möchten sie festhalten - die Augenblicke des Glücks, die Augenblicke, in denen sich etwas entwirrt, entkrampft, aufgeht, klar und deutlich und bedeutend wird, wo wir im Reinen sind mit der Welt und mit uns, wo wir die Freude über die Quelle unseres Lebens spüren.

Wo ist unsere Welt? Wir dürfen auf dem Berg der Verklärung keine Hütten bauen. Nüchtern! Runter, mühsam uns auf den Weg machen, auf dem wir Täter und Opfer zugleich sind, wo Unterscheidungen sich oft nur mühsam und selten gerecht herausschälen lassen, wo aber am Anfang und am Ende ein Licht aufleuchtet, sich die Situation klärt, wie in unserem neuen Kreuzweg...

Kyrie

Kreuzweg 1. Station : Jesus wird zum Tode Verurteilt

Aktivseite:
Passivseite:
Ich bin streng, urteile, verurteile, beschuldige. Ich werde verurteilt, ich erleide

Mein Handeln ist von Vorurteilen geprägt. Bemühe ich mich, mir dieser Grenzen bewusst zu werden? Bin ich bereit, mein Urteil zu revidieren?

Werde ich von anderen verurteilt, ohne dass sie meine Lage wirklich kennen?


Herr erbarme Dich!

 
Sind wir als Kirche frei von Vorurteilen und Beschuldigungen? Grenzen wir als Kirche Menschen aus? Kirche wird gesellschaftlich immer mehr an den Rand gedrängt. Wie gehen wir damit um?


Christus erbarme Dich!

 

Teile ich die Welt in gut und böse ein?

Schreibe ich den Ländern der dritten Welt die Schuld für ihre sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Probleme selber zu?

Herr erbarme Dich!

Leide ich unter meiner Ohnmacht gegenüber den Ungerechtigkeiten in der Welt?

Evangelium: 2. Fastensonntag Mk 9, 2 - 10

Predigt (Monika Maier):

Wer schon einmal bei schönem Herbstwetter eine Bergwanderung gemacht hat, kennt wahrscheinlich das Gefühl das mich ergreift, wenn ich endlich auf dem Gipfel eines hohen Berges angekommen bin. Der Aufstieg war mühsam, aber nun liegt das Tal, aus dem ich aufgebrochen bin, mir zu Füßen. Die Aussicht ist klar, und der Blick kann unendlich weit schweifen. Die Sonnen scheint hier heller, und ich spüre, wie ihr Licht in mein Innerstes eindringt. Ich fühle mich, im wahrsten Sinn des Wortes, dem Himmel näher. Ich koste den Augenblick aus, möchte ihn festhalten. An diesem Platz, fern von den Mühen und Anforderungen des Lebens, möchte ich bleiben und eine Hütte bauen, wie es sich Petrus auf dem Berg Tabor wünschte.

Dass Petrus, Jakobus und Johannes gern auf dem Berg geblieben wären, auf dem sie die Stimme aus der Wolke vernommen haben, ist verständlich. Der Ort, an dem Jesus nicht nur auf gleiche Augenhöhe zu den wichtigsten Lehrern des Judentums, Moses und Elias, erhoben wird, sondern wo sich Gott zu ihm als seinem Sohn bekennt, ist ein heiliger Ort, ein angemessener Ort für den Messias, fern von den Niederungen des Lebens. Doch Jesus, führt sie wieder vom Berg hinunter zu den Menschen. Dort ist sein Platz. Nicht weit weg und unerreichbar. Der Menschensohn will als Mensch unter und mit den Menschen leben, leiden und sterben. Sein Weg ist Gottes Botschaft an die Menschen und fordert deshalb unsere Nachfolge.

In den katholischen Gotteshäusern finden wir vor allem Symbole des Leidensweges. Hier in St. Michael ist es das große Kreuz über dem Altar und die schlichten Kreuze auf den Steinplatten an den Wänden als Symbole für die Kreuzwegstationen, heute ergänzt durch die Kreuzwegbilder von Max G. Bailly.

In der Vorbereitung zu diesem Gottesdienst haben wir uns mit den Menschen, denen Jesus nach der Überlieferung begegnete, an den Rand des Kreuzweges gestellt. Wir haben versucht, die Botschaft des Weges zu verstehen, für unser eigenes Leben zu übersetzen und zu prüfen, was das für unser Handeln in unserer Welt bedeutet.

Ich möchte Sie einladen, sich neben mich zu stellen, und mit mir den Blick auf den Kreuzweg zu richten.

l. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt.

Ich stehe in der Menge der Zuschauern und schaue auf Jesus, den Verurteilten. Warum dieses harte Urteil? Ist es nicht die Vorverurteilung durch die Menge, die den Richtern das Urteil erst ermöglicht und Jesus den Kreuzweg aufzwingt?

Was ist, wenn ich aus der Menge ausschere, wenn mein Blick auf andere Menschen nicht sofort bewertet, beurteilt und verurteilt?

Was ist, wenn ich nicht in den Chor mit einstimme, wenn ein vermeindlich Schuldiger, ein Sündenbock gefunden ist?

Was ist, wenn ich versuche, dem anderen Menschen gerecht zu werden?

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt.

Ich stehe zwischen den Soldaten. Dem Verurteilten werden die Kleider vom Leib gerissen. Um seine Würde kümmert sich niemand, und seine armselige Nacktheit rührt keinen an. Sie haben schon eine ganze Weile begehrlich die verschiedenen Kleidungsstücke taxiert. Das Spiel wird entscheiden, wer am Ende das beste Stück bekommt. Es ist üblich, dass die Soldaten die Kleider der Todgeweihten unter sich aufteilen. Das Unrecht, das hier geschieht, verschwindet hinter der Gewohnheit.

Was ist, wenn ich einfach nicht mehr mitspiele in dem Spiel, "Schnäppchenjagd", bei dem das Los über die Lebenssituation vieler Familien in den Erzeugerländern geworfen wird.?

Was ist, wenn ich beim Einkaufen meiner Kleidung und Schuhe nicht mehr nur an meinen eigenen Vorteil denke.

Was ist, wenn ich bei meinem Tun und Lassen die Situation und die Würde des Schwachen, der sich nicht wehren kann, ebenfalls vor Augen habe?

Was ist, wenn ich versuche, auf so entstandenes Unrecht aufmerksam zu machen?

Als Zuschauer am Weg

Oft stehe ich auch als hilfloser Zuschauer am Rand des Kreuzweges. Das Mitleid drückt mich nieder, macht mich hilflos und handlungsunfähig. Ich kann am Urteil und seinen Folgen nichts ändern. Aber was ist, wenn ich es schaffe, mich in das Leiden und die Bedürftigkeit des Verurteilten einzufühlen, Anteil zu nehmen. Was ist, wenn sich mir dadurch die Möglichkeit eröffnet zu handeln und damit das Leiden zu beeinflussen. Was ist, wenn ich mich ihm tröstend zuwende, ihn auf seinem schweren Weg begleite, seine Last mittrage. Dann ist mein Platz an der Seite Marias, Veronikas, der weinenden Frauen und des Simon von Cyrene. Und plötzlich bin ich beteiligt am Geschehen. Ich breche die Isolation des Verurteilten auf, gebe ihm seine Würde zurück. Ich richte ihn auf und helfe ihm, den unausweichlichen Weg zu gehen und zu bewältigen.

Was ist, wenn ich mit Jesus auf dem Weg in die Katastrophe auf die Wende hoffe. Diese Hoffnung macht es ihm möglich, den Blick von seinem eigenen Leiden weg nach außen zu wenden, die Menschen, denen er begegnet, wahrzunehmen, zu ihnen in Beziehung zu treten. So tröstet er die weinenden Frauen, bittet um Verzeihung für die Soldaten, denen die Pflichterfüllung den kritischen Blick verstellt, erweckt im reuigen Schächer die Hoffnung auf ein neues Leben. Er ist nicht mehr nur der, der den Kreuzweg erleidet, sondern er gestaltet ihn.

Es ist ein schwerer Aufstieg auf den Berg Golgotha, den Jesus für uns vorangeht. Alles, was sein bisheriges Leben ausgemacht hat, muss er hinter sich lassen: sein Ansehen, seine Anhänger und Freunde. Und am Ende muss er das letzte, was er besitzt, auch noch loslassen: sein Leben. Der Gipfel des Berges ist erreicht, er ist an seinem Ziel, am Wendepunkt: Auf die Katastrophe seines Kreuzestod, folgt das Licht des Osterereignisses, sein letzter und endgültiger Neubeginn mit unendlich weiter Aussicht und Klarheit.


Fürbitten
(Rainer Bendel)

Gott, unsere Mutter, unser Vater,

wir Menschen schaffen Gesetze und setzen Grenzen, wir ordnen die Erdteile nach ihrer Wirtschaftskraft, wir bestimmen die Menschen in Rassen und qualifizieren sie nach ihrer Produktivität.

Du aber hast e i n e Erde, e i n e Sonne, e i n Wasser geschaffen.
Wir bitten dich

- Laß uns im Antlitz der anderen, gerade auch der Menschen ohne jedes Ansehen, eine absolute Würde spüren und Deine Botschaft an uns vernehmen;

- Gib uns immer Menschen mit auf den Weg, für die wir da sein dürfen, die von uns erwarten, daß wir sie nicht allein lassen, die uns brauchen, damit sie Mensch werden;

- Stärke und mache zahlreich die Hoffenden, die trotz scheinbarer Aussichtslosigkeit in unserer Welt und trotz allem Bösen die Hoffnung nicht aufgeben;

- Gib uns die Tapferkeit, die uns ein Leben lang jeden Tag neu anfangen lehrt und die uns hilft, daß wir beim Laufen Lernen das Fallen nicht verachten.

Du, Gott, willst, daß wir Brücken bauen und die Einheit suchen. Oft sind das schwierige und langwierige Wege, oft fehlt nur ein Schritt. Du hast uns zugesagt, daß du mit uns gehst.
Dafür danken wir dir und preisen dich. Amen.


 

 

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