Predigten

 

Fastnachtspredigt in St. Michael und
St. Pankratius am 1./2.3.03

Liebe versammelte Christenleut`,
in dieser Fünften Jahreszeit
möchte ich heut anders zu Euch sprechen
und das Gewohnte mal durchbrechen,

denn meist ist es für alle gut,
wenn man Gewohntes anders tut;
so will ich es heut einmal wagen,
`ne Fastnachtspredigt vorzutragen

über die Kirche und die Welt:
Was gut ist, was mir nicht gefällt....
ich hoffe, niemand zum Verdruß
in St. Michael und St. Pankratius!

Wir leben ja in schwierigen Zeiten,
ich denke, niemand wird`s bestreiten!
Ein jeder bangt von Tag zu Tag,
wie`s weitergeht mit dem Irak!

Der Terror hat die Welt verwandelt;
doch wird zu rigoros gehandelt!
Friedfertigkeit - aus meiner Sicht -
bleibt allererste Christenpflicht!

Wie viele fürchten den Islam
erklären viel, wie`s dazu kam...
Doch`s Kriegsgeschrei - so schlimm es ist -
geht diesmal aus von einem Christ!

Und wie nun auch die Dinge kamen,
zu prüfen bleibt, in wessen Namen,
mit welchem Ziel, zu welcher Frist,
man sich gebärdet als Weltpolizist!

Auch unsre Wirtschaft liegt darnieder -
die Konjunktur lahmt immer wieder;
Prognosen stimmen niemand heiter!
Die Arbeitslosigkeit steigt weiter,

mit dem Sozialstaat geht`s bergab...
die Kosten steigen, nicht zu knapp...
so müssen - klar, erst nach den Wahlen -
wir Bürger alle kräftig zahlen

und doch sind alle Kassen leer;
nun, auch die Kirche trifft das sehr!
Zwar geht`s bei ihr nicht nur ums Geld;
doch wenn davon zuviel wegfällt,

wird man - so mancher wird es wissen -
auch hier recht drastisch streichen müssen...
Denn leider gilt: "Ganz ohne Moos,
ist auch in unsrer Kirch nix los!"

Das merkt man dann beim Personal;
auch hier wird grad in jedem Fall
beim Stellenplan kräftig gespart!
Gemeinden bleiben nicht bewahrt

vor weiteren Einsparmaßnahmen
und viele sagen gar nicht "Amen"!
So leben wir, in diesen Zeiten,
in immer mehr Seelsorgseinheiten

so weit als wie ein kleines Land,
wo man sich oft bleibt unbekannt,
denn manche Einheit ist zu groß.
Was heißt denn dann "Seelsorge" bloß?

Ich denke mir - nicht nur im Stillen -
bei all dem ganzen guten Willen,
muß ich, um für Seelen sorgen zu können,
diese doch erst mal persönlich kennen!

Die Priesterschaft nimmt stetig ab,
denn die Bewerber werden knapp;
und manchem ist es längst bekannt:
Deutschland wird hier Entwicklungsland!

Doch statt Reformen zu forcieren
tut man die Priester importieren,
denn Laien - so sind wir benannt,
erhalten nie ein Leitungsamt!

Wir Laien sind der zweite Stand,
die Herrschaft bleibt in Klerushand!
Und dazu - jeder kann es prüfen -
gibt`s für Rom keine Alternativen!

Auch der Ökumenische Kirchentag
sorgte im Voraus für Wellenschlag:
Evangelische Pfarrer mit am Altar
sind für Römer einfach nicht vorstellbar!

Deshalb droht man mit Kirchenstrafen
und verbietet seinen Schafen
die Christen anderer Konfession
mit einzuladen zur Kommunion.

Die Ökumene gedieh schon ein Stück...
doch wenn`s zu konkret wird, schreckt man zurück!
a) Das Mittelalter scheint in Rom wieder in...
nein, viel schlimmer, dort lebt man noch drin!
b) Da sind sie wieder, die alten Pfade...
in Deutschland finden das viele sehr schade!

Aber ich will heute nicht nur klagen,
denn es gibt doch auch manch Gutes zu sagen!
Des Papstes klarer Mahnung zum Frieden
sei heftigst Zustimmung beschieden!

Beim Weltjugendtreffen in Kanada
waren zigtausende junge Menschen da;
es war ein highlight im kirchlichen Jahr...
und der Papst ist seither ein Jugendstar!

Und außerdem gilt es auch wertzuschätzen:
Die Kirche will weiterhin Grenzen setzen
der Forschung an und mit menschlichem Leben;
hier ist es gut, mahnend das Wort zu erheben

und ja, sie tut es, sie mischt sich ein!
Im Sinne Jesu muß das so sein,
damit die Menschheit nicht vergißt,
was Jesu Botschaft für unsre Zeit ist!

Und auch hier, bei uns, kann ich vieles erkennen,
was ich unter dem Stichwort "gut" will nennen:
So kam uns der Pfarrer drei Monat abhanden
und wir, wir haben`s gut überstanden!

An der Karlsruher Führungskraft-Akademie
wurde er fortgebildet wie sonst noch nie...!
So mancher fragt sich jetzt sichtlich berührt,
ob er nun nicht bald andre von weiter oben her führt?

Des weitern gilt es auch zu sagen
ein dickes Lob in Sachen Photovoltaikanlagen!
So produziert nun - man ahnt es schon -
die Sonne auch auf St. Michael Strom.

Die Nächstenliebe - hier nicht nur ein Wort -
der Staat schickt ja häufig Menschen wieder fort,
die seiner Meinung nach nicht hierher gehören...
Unsre Kirchen konnten gemeinsam Asyl gewähren!

Vorerst darf die Familie nun bleiben...
Wie könnte man diesen Erfolg beschreiben?
Für mich zeigt sich hier - ja seht`s Euch gut an! -
daß auch heute noch David über Goliath siegen kann!

Die Bühler Kirche gibt`s seit hundert Jahren -
wie wechselhaft all die Ereignisse waren...!
Doch seht, nicht einmal der Lauf der Geschichte
macht unsre Gemeinde, unsre Kirche zunichte!

Die Kirche wird es auch weiterhin geben -
vielleicht mal mit mehr, mal mit weniger Leben...
Damit`s auch so bleibt, und nicht nur als Traum,
trifft sich die Jugend von Bühl wieder im Jugendraum!

Dies alles, und mehr, hilft nach vorne zu schaun,
dem Heiligen Geist und uns selbst zu vertraun,
daß unsre Gemeinden in ihrem Leben
auch weiterhin Menschen Heimat geben.

Es gäbe zwar manches noch zu sagen,
von ungelösten Madonnenfragen,
grad in St. Michael, in diesen Zeiten...
Ihr wißt ja, über Kunst läßt sich immer streiten!

Doch hör ich nun auf, auch in Sachen Kultur;
die ersten schaun schon nervös auf die Uhr:
"Der predigt mal wieder einfach zu lang!"
Und auch den Kindern wird`s schon ganz bang...

Ich weiß ja, zu Fastnacht hat niemand viel Zeit!
Zuhause da liegt das Häs schon bereit...
Drum: Bevor ich zuviel Eurer Aufmerksamkeit klau,
sag ich - statt "amen" -jetzt einfach "helau"!


 

 

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