Am 15. Mai 2001 versandte das Innenministerium eine Pressemeldung "Neue Wege bei der Ausländerintegration" und verkündete, dass sich Ausländer über das Internet über Integrationsangebote informieren können. Innenminister Dr. Thomas Schäuble bezeichnete die Integration ausländischer Mitbürger als „gesellschaftliche Herausforderung ersten Ranges“. Ausländer, die hier auf Dauer bleiben können, - so verlautet die Pressemeldung - sollten sich möglichst bald und weit am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben beteiligen. „Das Land, die Kommunen und viele kirchliche, soziale und private Organisationen unterstützen die Eingliederung. Dabei sind Deutschkenntnisse das A und O. Aber diese Förderangebote müssen auch angenommen werden“, sagte Schäuble. (Lesen Sie mehr darüber in unserer Rubrik "Die Seite für Ausländer" (Informations).

Unser Kommentar: 

Bravo, Herr Minister, das klingt gut! Dann stünde ja nichts mehr im Wege, den meist schon über 10 Jahre im Land lebenden Asylbewerbern im Sinne der Altfallregelung Bleiberecht zu geben. Denn sie haben gezeigt, dass sie sich am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben beteiligen wollen und können nach jahrelangem Hoffen und Bangen meist gute Deutschkenntnisse nachweisen. Beispiele dafür gibt es in allen Kirchenasylen; hier in Tübingen ist es die Familie Güler. Oder ist das alles gar nicht so gemeint, weil (manche) Ausländer hier auf Dauer gar nicht bleiben können sollen? - Dr. Thomas Schäuble bekennt sich zum Christentum. Das gibt uns Hoffnung.


Unser Kommentar  im Januar 2003 nach der Kusterdinger und Gomaringer Weihnachtsabschiebung

Unser Kommentar zur Pressemeldung "Neue Wege bei der Ausländerintegration" von 2001 ist gezeichnet von Hoffnung und gleichzeitigen Zweifeln. - Nach 3687 Abschiebungen im Land Baden-Württemberg allein in den ersten elf Monaten des Jahres 2002 sind freilich Landesinnenminister Dr. Thomas Schäuble (CDU) und die CDU/FDP-Landesregierung selbst im baden-württembergischen Ausland als Spitzenreiter einer harten Asylpraxis aufgefallen (SZ vom 28.12.2002). Uns Bürgern dieses Landes bleibt nur noch bittere Enttäuschung, wenn sich vollmundige Reden von Politikern über "Integrationsbörsen" (im Internet!!) als Täuschungsmanöver herausstellen. Denn Innenminister Dr. Thomas Schäuble scheint überhaupt keine Ausländer zu wollen, die hier bleiben wollen - auch keine mit guten Sprachkenntnissen, die schon integriert sind und Arbeit haben. Ob wir so ein Europa aufbauen können, das den wirtschaftlichen und sozialen Problemen der nächsten Jahrzehnte gewachsen ist? Kann das eine Lösung sein, die den negativen Folgen der Globalisierung gerecht wird? Und dürfen wir es zulassen, dass eine solche Politik als christlich bezeichnet wird?
 

 
 
"Wir-sind-Kirche" ist eine katholische "KirchenVolksBewegung" (http://www.we-are-church.org/de/), die sich nicht nur um mehr Demokratie in der katholischen Kirche bemüht, sondern auch viel zur Ökumene beiträgt. Die Diözesangruppe Rottenburg-Stuttgart (http://www.wir-sind-kirche.de/rottenburg/) hatte im März 1999 einen "Herdenbrief " an den damaligen Bischof Kaspar geschickt, der nach der Veröffentlichung bundesweit ein großes Echo fand: Rund 7000 Exemplare wurden beim Redaktionsteam angefordert. Mit Bischof Kasper führte das Redaktionsteam noch vor seinem Weggang nach Rom ein Gespräch, das jedoch zu keinen konkreten Ergebnissen führte, da der Bischof seinen Nachfolger nicht an Aussagen binden wollte. Nach einem ersten Brief vom 2. Dezember 2000 an Bischof Fürst kam eine Antwort von seinem persönlichen Referenten am 20. Dezember 2001. Da das Redaktionsteam diese Antwort als enttäuschend empfand, folgte ein zweiter Brief an Bischof Fürst vom 19. Februar 2001 mit der erneuten Bitte um einen baldigen Gesprächstermin. Die Antwort des Bischofs vom 29.März 2001 auf den zweiten Brief (http://www.wir-sind-kirche.de/rottenburg/herdenbrief/BISCHOF4.htm) kam wiederum von seinem persönlichen Referenten und vergrößerte die Enttäuschung. Und so bekamen wir diesen Brief, den wir Ihrer Lektüre empfehlen.

Unser Kommentar: 

Bei Michel de Montaigne (1533-1592) kann man gegen Ende seines berühmten Essais "Morgen ist auch ein Tag" lesen: "Ein weiser Mann kann es nach meiner Meinung aus Rücksicht auf andere und auch, um nicht unschicklich eine Geselligkeit zu stören, wie Rusticus, oder um ein anderes wichtiges Geschäft nicht zu unterbrechen, auf später verschieben, einer Neuigkeit Gehör zu schenken, die man ihm hinterbringt; doch es um seiner eigenen Bequemlichkeit oder Vergnügung willen zu tun, selbst wenn er mit öffentlichen Ämtern betraut ist, um sein Mahl oder auch nur sein Schläfchen nicht zu unterbrechen, dafür ist er nicht zu entschuldigen. Und von alters war in Rom der konsularische Stuhl, wie sie ihn nannten, der Ehrenplatz an der Tafel, weil er freier stand und für all jene leichter zugänglich war, die hinzukämen, um mit seinem Inhaber zu sprechen. Was davon zeugt, daß sie, auch wenn sie bei Tische saßen, sich doch nicht der Beschäftigung mit anderen Anliegen und Vorfällen entzogen.
Doch wenn alles gesagt ist, bleibt es bei allem menschlichen Tun doch schwierig, nach Vernunftschlüssen so richtige Regeln aufzustellen, daß nicht der Zufall dabei sein Recht behalte."

Neuigkeiten und Anliegen gäbe es sicher mit den Leuten von "Wir-sind-Kirche" zu besprechen, und das Weisheitsgebot hat aus dem Morgen schon mehrere Tage werden lassen. Es ist zu vermuten, dass die Weisen in Rottenburg das Redaktionsteam des Herdenbriefs bald zur Tafel bitten. Dann hätte sich das Warten gelohnt.

 
 

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