Fragen und Antworten

 

 

 

 

Am 10. Dezember 2009 schrieb uns Frau F. L.:

Hochzeit mit Komplikationen

Ein herzliches Grüß Gott!

Seit längerem mache ich mir Gedanken über eine / meine Hochzeit. Bis vor 1-2 Jahren hat mich dieses Thema nicht wirklich Interessiert. Mittlerweile hat sich das aber geändert.
Vor 2,5 Jahren habe ich meinen jetzigen Freund kennen gelernt. Ich denke, dass es wohl Liebe auf den ersten Blick war.
Wie anfangs ja meist, war alles rosarot und im Bauch flatterten die Schmetterlinge. Jetzt, einige Zeit später haben wir uns ein gemeinsames Leben aufgebaut, möchten heiraten und gemeinsame Kinder.
Schon kurz nach unserem Kennenlernen hat mir mein Freund gesagt, dass er beziehungstechnisch "einiges mitbringt". Er ist nämlich geschieden und hat bereits ein Kind. Vor allem gab es einigen Ärger und Diskussionen mit meinen Eltern, als ich diese Tatsachen zu Hause erzählte. Meine Eltern und ich sind katholisch. Mein Freund ist Atheist (er stammt aus der ehem. DDR). Seine erste Ehe war mit einer katholischen Frau. Er hat sich aber nicht taufen lassen. Somit denke ich, dass
wohl ein sog. ökumenischer Gottesdienst abgehalten wurde.

Jetzt frage ich mich, ob es denn für mich überhaupt möglich ist, ihn kirchlich zu heiraten. Da ich wie erwähnt katholisch bin, würde mir auch einiges an einer kirchlichen Trauung liegen. Worin besteht hier der Unterschied zwischen katholischer und evangelischer Trauung?
Da ich mir ziemlich sicher bin, dass eine katholische Hochzeit nicht mehr möglich ist, könnten wir denn evangelisch heiraten?
Könnte mein Freund der evang. Kirche beitreten?

Vielleicht können Sie mir mit meinen vielen Fragen weiterhelfen.
Vielen herzlichen Dank im voraus!

Mit freundlichen Grüßen


Unsere Antwort:

Liebe Frau L.,

vielen Dank für Ihren besorgten Brief. Es tut uns leid, dass Sie so lange auf eine Antwort haben warten müssen. Aber vielleicht haben Sie auch inzwischen auf dieser Internetseite "Fragen und Antworten" geblättert und gelesen und bei ähnlich gelagerten Fragen Antworten gefunden, die Ihnen vielleicht schon weiterhelfen konnten.

Aus der Lektüre ist Ihnen sicher deutlich geworden, dass die katholische Kirche die kirchliche Heirat sehr streng handhabt. In der katholischen Kirche ist die Ehe ein Sakrament, das sich die Brautleute spenden. Der Priester gibt dazu nur den Segen und dokumentiert die Eheschließung (kirchen)amtlich. In Folge der Trennung von Staat und Kirche ist aber die amtliche Beurkundung der Eheschließung durch das weltliche Standesamt Voraussetzung auch für die kirchliche Heirat geworden. Und zunehmend betrachtet die katholische Kirche auch die rein profane Heirat vor dem Standesamt und auch die kirchliche Trauung evangelischer Christen kirchenrechtlich als rechtskräftig und somit als unauflösbar. Denn nach der strengen Auffassung der katholischen Kirche kann die Ehe nicht getrennt werden, sondern nur ggf. als ungültig erklärt werden. Eine gültige Wiederverheiratung nach einer Scheidung, wie sie der Staat kennt, ist nach dem katholischen Kirchenrecht nicht möglich. Um eine Ungültigkeitserklärung für die "alte" Ehe zu bekommen, bedarf es einer kirchenrechtlichen Prozedur beim jeweiligen bischöflichen Offizialat. - Für die evangelische Kirche ist die Ehe ein weltlicher Vertrag beim Standesamt und kein Sakrament; daher ist sie auch auflösbar. Soweit zur Wiederholung.

Wenn Ihnen, wie Sie schreiben, als Katholikin an einer kirchlichen Trauung etwas liegt, wäre es zunächst sinnvoll, ein Gespräch mit dem katholischen Ortsgeistlichen zu führen. Er wird auch vielleicht sagen können, ob bei Ihrem Partner im Sinne der katholischen Kirche eine Ehe bestand, die rechtskräftig war. Wäre sie das nicht gewesen, wäre eine Ungültigkeitserklärung möglich und Ihrer geplanten kirchlichen katholischen Trauung stünde nichts im Wege. Aber auch wenn nach katholischen Kirchenrecht keine kirchliche Heirat möglich wäre, gibt es mancherorts Pfarrer, die in solchen Fällen kirchliche Feiern mit dem jeweiligen Brautpaar vorbereiten. Seelsorge darf ja keinen ausschließen. Und gerade Menschen vor solchen Lebensschritten haben meist Seelsorge nötig. - Daher raten wir Ihnen bei Ihrer Vorbereitung mit einem solchen Kontakt zu beginnen. Zwar sind die Pfarrer in der katholischen Kirche zunehmend überlastet und in Ihrer pastoralen Tätigkeit eingeschränkt, aber der Weg zu einer kirchlichen Trauung oder einem würdigen "Ersatz" geht nur über die Pfarrämter.

Ähnliches gilt auch für die evangelischen Kirchen. Denn für eine evangelische Trauung wird die Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche vorausgesetzt. Und ein Konfessionswechsel für diesen Zweck wäre sowohl für Sie, wie für Ihren Partner etwas fragwürdig. Außerdem auch aufwendig, weil dazu ja auch das "Erlernen" des erforderlichen Glaubenswissens nötig ist. Proforma-Übertritte zum Zweck der Eheschließung sind in unsere ökumenischen und liberalen Zeit etwas merkwürdig und vielleicht sogar anachronistisch. Aber Konversionen sind immer denkbar und möglich. Unser Grundgesetz garantiert ja nicht ohne Grund Religionsfreiheit . - Wie auch immer: Der Weg zu einer evangelischen Heirat geht auch nur über das evangelische Pfarramt. Und da es dort wie überall, wo Kirche ist, auch engagierte Seelsorger gibt, werden Sie auch dort menschlich gut angenommen und beraten.

Wir hoffen, dass wir Ihnen weiterhelfen konnten. Die Vorbereitung einer Ehe verdient viele Schritte und Fragen - denn jeder Mensch denkt beim Schliessen einer Ehe an eine Dauereinrichtung fürs ganze Leben!

Wir wünschen Ihnen Kraft und Ausdauer und nicht zuletzt gute Gesprächspartner.


Ihr
Team von der Kirch am Eck




 


 
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