Fragen und Antworten

 

 

 

 

Am 5. Januar 2005 schrieb uns Frau M.:

Hallo!
Erst ein mal ein Lob an Eure Seite! Die Antworten gefallen mir!
Ich hätte ebenfalls eine Frage zur Hochzeit, auch wenn das Thema schon angeschnitten worden ist.
Ich bin gläubige Christin, mein Freund ist zwar getauft möchte aber aus der Kirche austreten, weil er einfach nicht "glauben kann". Prinzipiell findet er Glauben aber wichtig und er möchte auch, dass die Kinder zumindest von mir religiös erzogen werden.
Nun möchten wir heiraten und zwar gerne auch kirchlich, Geht das, wenn er aus der Kirche ausgetreten ist? Ich fände es nämlich nicht okey, wenn er nur wegen der Hochzeit "Christ" bleibt, ohne wirklich zu glauben.
Wie wäre das denn dann eigentlich theologisch? Ich verspreche Gott mit ihm zusammenzubleiben, und er.. verspricht er es dann mir ...?
Demnächst muss ich auch einen Vortrag zu einem ähnlichen Thema halten. Wo kann ich sonst noch Infos darüber bekommen, welche Konfessionen untereinander heiraten dürfen?
Ich danke euch im Voraus!
Frohes neues Jahr!

Unsere Antwort

Liebe Frau M.,
Sie haben recht: Es wäre wenig aufrichtig und mündig, wenn man nur wegen der kirchlichen Hochzeit nicht aus der Kirche austreten würde (und es vielleicht nachher dann tut). Sie haben aber auch durchaus ein Interesse, als "gläubige" Christin kirchlich zu heiraten. Vielleicht sollten Sie daher mit Ihrem Freund über dieses Thema noch länger und tiefer reden. Denn "nicht glauben können" ist ja kein Armutszeugnis. Das gehört zum Menschen wesentlich dazu. Und vielleicht hat ja das Nicht-Glauben-Können Ihres Freundes ganz berechtigte Ursachen und Gründe. Aus dem was Sie schreiben bin ich auch überzeugt, dass es in Ihrer Situation eine Chance für Ihre künftige Ehe ist, wenn Sie sich Zeit für Gespräche nehmen - gerade über Ihre Einstellung zum Glauben - und vor der Eheschließung noch keine definitiven Entscheidungen hinsichtlich eines Kirchenaustritts treffen. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie darüber gemeinsam ganz offen mit Ihrem zuständigen Seelsorger, der die kirchliche Hochzeit dann durchführen soll oder wird, reden könnten. Er wird ihnen da sicher helfen, denn diese Fragen haben Sie nicht allein.

Dass es zur Ehe konfessionelle (theologische) Unterschiede gibt, haben Sie ja aus unseren Antworten gelesen. Aber ganz unabhängig, ob die Ehe nun nach Ihrem Glauben ein Sakrament ist oder nicht: Sie versprechen streng genommen nicht Gott, dass Sie Ihrem Partner treu bleiben, sondern Sie versprechen das Ihrem Partner (und dieser Ihnen) im Angesicht Gottes, d.h. Sie nehmen Gott als Bündnispartner und Helfer für Ihre Ehe. Dieses Versprechen, dieser Vertrag im Rahmen der kirchlichen Zeremonie, ist im Falle der kath. Kirche ein Sakrament, das sich das Paar selber spendet (und nicht der Priester).

Als (Standes-)Sakrament wird die Ehe im Sinne der kath. Kirche meist mit Bezug auf den Epheserbrief (5,22-33) begründet. Paulus stellt hier die Gleichungen Christus - Kirche und Mann - Frau auf und spricht damit der Vorstellung der damaligen Zeit entsprechend eine patriarchale Unterordnung der Frau dem Mann gegenüber an. Aber selbst Paulus muß da wohl schon Bedenken mit seiner Formulierung empfunden haben, wenn er die Gleichheit der gegenseitigen Liebe (und die gegenseitige Unterordnung!) ab Vers 5, 28 hervorhebt. - Aber selbst wenn man die Ehe wie im Falle der Reformatoren nur als "weltlichen Vertrag" sehen möchte, könnte man aus heutiger Sicht etwas mehr dahinter sehen. Die Ehe ist in der Sicht vieler Theologen zu tiefst ein Symbol für die Liebe Gottes. In Karl Rahners "Grundkurs des Glaubens" kann man die schöne Passage lesen: "Die Ehe ragt also in einem noch viel radikaleren Sinne in das Geheimnis Gottes hinein, als wir es schon aus der Unbedingtheit der menschlichen Liebe ahnen können. Zwar ist alles noch verborgen unter den Schleiern des Glaubens und der Hoffnung, und dies alles mag noch nicht aufgestiegen sein aus den heimlichen Tiefen unseres Daseins in unseren Alltag. Keine Frage, dass solche Wahrheit auch nicht über den Menschen und seine Freiheit und sein inneres Ja hinweg geschieht. Kein Zweifel also, dass die ehelich Liebenden diese Wirklichkeit im selben Maße erfahren, wie sie dafür ihr Herz glaubend und liebend auftun." (S. 405)

In einem solchen Verständnis stellt sich die Frage "welche Konfessionen untereinander heiraten dürfen" nicht. Ja, sie stellt sich (im Sinne Rahners) vielleicht nicht einmal zwischen Atheisten und Gottglaubenden.

Wir sind nun ziemlich in die Tiefe geraten. Wenn Sie den Ausführungen nicht folgen können, muss das nicht an Ihnen liegen. Geduld und Nachdenken und Dialog darüber ist aber nie schädlich. Ich wünsche Ihnen eine fruchtbare und schöne Vorbereitungszeit auf die Ehe!

 


 
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